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Skitour zu den Fideriser Heubergen

Das Frühstück am Samstag nahm einige Zeit in Anspruch, auch weil wir Franks Milchschäumer gründlich ausprobieren mussten. Nicht allzu früh fuhren wir schließlich los. Wir kamen in Fideris bei fast wolkenlosem Himmel an, kauften unsere Einmal-Bergfahrt-mit-dem-Bus-Tickets und warteten dann auf genau diesen Bus. Der kam auch, ja es kamen sogar mehrere, aber leider fuhren die erst mal zum Bahnhof oder sonst wohin, auf jeden Fall warteten wir mit hundert anderen eine Stunde, bis wir dran waren. Dann wurden die Skier auf das Dach des 10sitzigen Busses geladen, indem jeder sein Paar Skier dem auf dem Dach stehenden Fahrer entgegenreckte. Insgesamt kamen wir uns vor wie auf dem Busbahnhof von Katmandu und beim Warten haben wir versucht, uns in die Lage der buddhistischen Mönche zu versetzten, die am Abend zuvor im Fernsehen gezeigt worden waren, wie sie in tagelanger, ununterbrochener Arbeit ein Sand-Manadala mit allergrößter Hingabe erstellten, nur um es einige Stunden nach Fertigstellung in den Fluß zu schütten. In dieser Geisteshaltung kam wir entspannt um ca. halb elf im Skigebiet der Fideriser Heuberge auf 1950m an. Eine erste Stärkung in der Skihütte war trotzdem nötig geworden, aber nicht mit dem alkoholhaltigen Kaffee unsere grölenden Tischnachbarn, sondern mit Ovo und Rivella.

Danach begaben wir uns ins Freie und stiegen zuerst kurz auf der Skipiste, dann über einige mehr oder weniger steile Nordhänge und einen kleinen Grat auf das Matishorn, das sich als weiße Kuppe aus der Umgebung erhebt. Im Sommer ist die Gegend wahrscheinlich eine Ansammlung grüner Grashügel, jetzt waren es eine weiße Muffin-Landschaft und wir waren auf dem höchsten aller Muffins. Die Sonne wurde nur von ein paar dünnen Schleierwolken ganz dünn verschleiert, auf dem Aufstieg war uns auch schön warm geworden, aber auf dem Gipfel wehte ein zwar nur schwacher, aber bei Temperaturen von –15 Grad doch sehr kalter Wind. Für die erste Abfahrt wählten wir die einfache, nach Süden gelegene Abfahrt über sanfte Hänge zum Skihaus Pirigen. Während wir beim Aufstieg durch 20 cm lockeren Pulverschnee gespurt hatten, war hier auf der Südseite weniger Schnee auf einer harten Unterlage. Bei den ersten Bäumen wurde der Schnee irgendwie pappig, aber da waren wir auch schon bei der Wirtschaft und setzten uns auf die Sonnenterasse. Susanne fing gleich an, den Hofhund zu dressieren, eine lustige Colli-Bergamasker-Mischung, die das Hol-mir-das-Stöckchen Spiel aber nur halb konnte und der es auch nicht ganz beizubringen war: er holte das Stöcken zwar brav, gab es dann aber nicht her, sondern knurrte nur. Dafür konnte er aber Pfötchen geben und bekam dafür etwas von Susannes Wurst. Die Hofkatze stand dem Hund in Nichts nach. Sie kam schnurrend angelaufen und verlangte nach Streicheleinheiten, aber als die Wurstbrote auf dem Tisch lagen, streckte sie ihre Pfote und ihre Krallen aus und hatte diese schon fast in das glücklicherweise noch verpackte Wurstbrot gebohrt, bevor wir es in Sicherheit bringen konnten.

Das Skihaus Pirigen oberhalb von Langwies ist ein auf einer Alm gelegenes Bauernhaus. Hund und Katze kommen auf den Gast zu, die Hühner scharren neben der Terrasse und eine Mann mit wallendem Bart ist der Wirt. Die Küche ist ein spartanischer Raum im Erdgeschoss und zum "Restaurant" geht es außen am Haus eine schmale Holztreppe in den ersten Stock. Da steht man dann in einer Stube mit drei Tischen, einem Ofen, einem Buffett und einer überwältigenden Aussicht nach Arosa. Wenn man will, kann man im Lager übernachten und wenn man will, soll man auch duschen können. Für den Genießer des einfachen Lebens und der Ruhe sicher eine empfehlenswerte Unterkunft, für den Siktourengeher wegen der doch sehr einfachen Abfahrt vom Matishorn eher nicht.

In der Stube war es warm und hell, eine gewaltiger Ofen stand gleich beim Eingang, aus drei Öffnungen pustete er die warme Luft in den Raum. Der war nicht groß, aber sehr gemütlich mit vier Tischen, wir bekamen den großen runden zugewiesen und warten auf das Essen. Bald kam die Suppe, dann der Salat, dann ein großer Topf mit Deckel drauf und da war der Hauptgang drin: Kartoffeln, gebackene Kräutertomaten, Gemüse, Fleisch. Als Nachschlag gab es das gleiche plus Spätzle. Zum Glück ging es dann eine ganze Weile bis das Dessert serviert wurde: Mandarinen- und Schokoladenmousse. Zu den anderen Gästen (drei Einheimische und vier aus Winterthur) gesellten sich nach dem Essen das Wirtspaar und wir erfuhren noch die Neuigkeiten der Gegend. Um zehn lagen wir im Bett.

Das einfache, aber ausreichende Frühstück (es kann ja nicht überall so opulent wie vorige Woche im Gasthaus Nünalp in Melchsee sein) gab es um halb acht, Wirt und Wirtin waren beide auch da und über die Unterhaltung wurde es nach neun bis wir loskamen.

Wir befanden uns im Fondei, so der Name der in Langwies vor Arosa beginnenden Talschaft, darin liegt die Siedlung Strassberg. Durch diese ging es ziemlich eben den Talgrund entlang bis nach Barga, dem letzten Flecken am Ende des Tales. Die Sonne kämpfte mit den Nebelschwaden und Wolkenfetzen, die um die Berge hingen. Sie kam mal mehr mal weniger durch, und so war die einsame, weiße Landschaft, in der wir alleine unterwegs waren, in ständig wechselndes Licht getaucht und die Berggipfel waren als undeutliche Konturen hoch über uns mehr zu erahnen als zu sehen. In Barga verließen wir den Talgrund, wandten uns nach Süden und stiegen auf die Zeniflu. Da es eine Spur gab war der Wegverlauf klar, aber nur bis zur Scharte, die den Übergang ins Sapün darstellt. Ab dort war die Spur weggeweht und wir mussten uns auf dem Grat, der zum Gipfel führte, den Weg selbst suchen. Hier oben waren wir nun innerhalb der Wolkenfetzen, die der Wind aus allen Richtungen zusammen- und ab und an auch wieder auseinander wehte. So sahen wir oft nur wenige Meter und dann wieder wie der Grat sich neben uns in die Tiefe senkte, sich vor uns in die Höhe schwang und weit vor uns in einer weißen Spitze endete.  Auf abenteuerliche Weise kamen wir so auf den Gipfel. Während wir die Aussicht kurz genossen, überlegten wir, wie wir abfahren sollten. Die Nordabfahrt mit einem 45 Grad Einstieg und 35 Grad im weiteren Verlauf verwarfen wir, als wir in den bodenlosen Abgrund sahen. Wir entschieden uns für die NO-Flanke, die wir schon beim Aufstieg in Augenschein genommen hatten. Sie war rechts und links von Felsen begrenzt, gleichmäßig im Gefälle, oben von ziemlich über 30 Grad nach unten flach auslaufend und vor allem enthielt sie in gerade richtiger Menge angewehten Pulverschnee, durch den noch kein Mensch gefahren war. Wir fuhren also als erste - und manche wie die ersten - Menschen da hinunter. Dann kamen manche flache und manche steilere Stelle und zu schnell waren wir wieder in Barga. Da hatte es einige rustikale Viehhütten, an denen wir komfortabel Pause machen konnten. Auf den Dächern der Hütten lag der Schnee meterdick und wurde vom leichten Wind als Schneestaub auf unsere Brote geweht.

Von den Heubergen aus gesehen, waren wir nun im Tal hinter den Bergen und der Rückweg ging über die Strassberger Furgga, von Braga aus sind es nicht mehr als 350 Höhenmeter dahin. Der Weg führt durch eine gewellte Landschaft, um einen Hügel herum, weiter über eine flaches Stück und wieder auf die nächste Erhebung zu. Die Sonne schien wieder auf eine völlig verschneite, unberührte Landschaft. Von den Skispitzen flogen bei jedem Schritt funkelnde Schneekristallwolken weg. Die Kälte sorgte auch in diesem nach Süden gerichteten Gelände für allerlockersten Schnee. Wir bahnten uns unseren Weg durch die Schneedünen und kam zum Hüttchen auf der Furgga. Da darf man aber die Felle noch nicht abmachen, da es gleich danach noch einen kurzen Gegenanstieg gibt. Erst wenn man die Bergstation des Liftes sieht, wird abgefellt und im Pistengebiet zum Berghaus Heuberge abgefahren. Das Pistengebiet steckte wohl schon seit längerem im Nebel, die Liftbügel kamen alle allein hochgefahren. Trotzdem oder gerade deswegen war es eine schöne Abfahrt, die Pistenskifahrer im Skigebiet Heuberge sind wohl Schönwetterfahrer (nur ein schöneres Wort für faule, dumme, „Fun“-süchtige, verweichlichte Idioten mit Snowboards an den Füßen). Um noch auf den Glattwang zu steigen - was sicher die empfehlenswerte Variante ist -  und von dort nach Fideris oder besser noch nach Jenatz abzufahren, war es leider schon zu spät geworden. Daher nahmen wir die Abfahrt, die beim Berghaus begann und hatten noch mal 1200 Höhenmeter Pulverabfahrt. Den letzen Schwung machten wir an der Dorfkirche und daneben stand unser Auto.

28.-29.02.2004

Fazit/Empfehlung

Nach Kenntnis des Gebietes würde ich folgende Touren empfehlen.

Erste Tour

Erster Tag: Von Fideris mit dem Bus zum Berghaus Heuberge. Mit den Skiern aufs Mathishorn. Direkte Abfahrt zum Skihaus Casanna, dort evtl. Gepäck deponieren. Über Braga aufsteigen zu Stelli und die rassige Nordabfahrt machen. Kurzer Aufstieg zum Skihaus Casanna.

Zweiter Tag

Über Braga auf die Zeniflu, Nordabfahrt nach Braga. Aufstieg zur Strassberger Furrga, mit den Fellen weiter zur Hoh Stelli und (neben der Piste) Abfahrt zum Berghaus Heuberge. Aufstieg (evtl. Lift benützen) auf den Glattwang und Abfahrt (1400 Hm) nach Jenatz/Fideris.

 

Zweite Tour

Erster Tag

Auto in Jenatz parken und mit dem Zug nach Davos-Dorf.

Von Davos-Dorf auf die Weissflu (Es gibt ein Ticket für Skitourengehen für eine Bergfahrt, wenn man schriftlich versichert, die Lift nicht zu benützen, Kosten 29 Sfr. Alternativ eine Halb- oder Ganztageskarte und um drei oder vier Uhr auf der Weissflu starten)

Abfahrt ins Sapün, Übernachtung im berühmten „Heimeli“.

Zweiter Tag

Vom Heimeli über die Südseite auf die Stelli und die rassige Nordabfahrt in Fondei. Über Skihaus Cassanna auf das Matishorn. Abfahrt zum Berghaus Heuberge. Aufstieg (evtl. Lift benützen) auf den Glattwang und Abfahrt (1400 Hm) nach Jenatz/Fideris.

 

Verweise

www.heuberge.ch

Skitourenkarte Prättigau